Warum kühlt es nachts oft so stark ab?
Neulich sind Papa, Mika und ich an einem milden Frühlingsabend auf den Aussichtsturm am Cospudener See gestiegen und haben uns einen richtig tollen Sonnenuntergang angeschaut. Das Wetter war perfekt, denn es war keine einzige Wolke am Himmel. Auf dem Rückweg nach Hause wurde es aber schnell bitterkalt und ich fing an zu frieren. Ich fragte mich, wie es in der Nacht auf einmal so kalt werden konnte, obwohl es doch tagsüber bei dem herrlichen Sonnenschein noch so schön warm war.
Diese Frage hat mich nicht losgelassen und daher habe ich einen Wissenschaftler vom Leipziger Institut für Meteorologie gefragt, warum es nach sonnigen Tagen nachts immer so kalt ist. Sebastian erklärte mir folgendes:
„Die Strahlung der Sonne liefert der Erde Energie, die das Leben auf unserem Planeten überhaupt erst möglich macht und dafür sorgt, dass es warm wird. Aber nicht nur die Sonne, sondern auch alle Objekte auf der Erde strahlen Energie in Form von Wärme ab. Man sagt, sie emittieren Strahlung. Wie viel, hängt von der Temperatur des Objektes ab. Wir können diese Wärmestrahlung im Gegensatz zur Sonnenstrahlung zwar nicht sehen, aber wir spüren sie trotzdem. Bestimmt ist dir schon aufgefallen, dass es in einem kleinen Raum mit vielen Leuten schnell viel wärmer wird, als wenn man allein in dem Raum sitzt.“
Ich nickte. – „Stimmt. Aber woran liegt das denn?“, fragte ich.
„Nun ja, auch wir Menschen sind in gewisser Weise Objekte, die entsprechend ihrer Temperatur, also normalerweise 37 °C, Wärme an die Umgebung abstrahlen. Die anderen Objekte, oder in unserem Fall Menschen, nehmen diese Wärme auf. Man sagt auch, sie absorbieren die Strahlung und dadurch wird es warm.”
„Aber was hat das alles mit der kalten Nacht zu tun?“ fragte ich verwundert.
Sebastian antwortete: „So wie wir Menschen verhalten sich auch der Boden oder zum Beispiel Wolken in der Atmosphäre, sie emittieren (geben ab), und absorbieren (nehmen auf) Wärmestrahlung. Und genau diese Wärmestrahlung wird wichtig, wenn die Sonne in der Nacht nicht auf unsere Erde scheint und daher der Erde keine Energie liefern kann. Der Boden gibt Energie in Richtung der Atmosphäre ab – verliert also Energie. Das heißt, in Bodennähe wird es kälter. Wenn jetzt keine Wolken da sind, kann diese Energie ungehindert in Richtung Weltraum entweichen. In bewölkten Nächten wird genau das verhindert. Die Wolken legen sich dann wie eine Decke über die Erde. Zwar strahlt der Boden immer noch Energie aus, aber er nimmt auch die von den Wolken abgegebene Strahlung auf. Und genau diese Strahlung hat wieder einen wärmenden Effekt auf den Boden und begrenzt die Auskühlung in Bodennähe.“
Ich finde das Thema richtig spannend. Bisher habe ich Wolken immer mit kaltem Wetter in Verbindung gebracht. Aber mir war nicht bewusst, dass das nachts genau andersherum ist. Auf jeden Fall werde ich mich von nun an besser vorbereiten und mir eine warme Jacke mitnehmen, wenn ich das nächste Mal bei klarem Wetter einen Sonnenuntergang beobachte.